Barbara Hundertmark geb. Gertler

Thomas Reineking
entzündete diese Kerze am 9. November 2024 um 8.04 Uhr

Liebe Frau Hundertmark!

Eigentlich!

Eigentlich dachte ich, Sie wieder zu Hause besuchen zu können. Alle Zeichen deuteten in diese Richtung.

Eigentlich...

Bei meinem letzten Besuch sagten Sie mehrfach, dass es gar nicht schlimm wäre, wenn Ihr Jürgen Sie jetzt langsam abholen würde. Sie haben ihn schon ziemlich sehr vermisst. Ist aber auch logisch, wenn das eigene Leben über so viele Jahrzehnte mit einem, diesem "einem" Menschen verknüpft war.

Ihr Ziel haben Sie jetzt viel schneller erreicht, wie ich es geahnt oder gewünscht hätte. Nicht dass ich es Ihnen übel nähme, aber was erzähle ich jetzt den Meisen, Tauben und anderen Vögeln, wenn ich in Pattensen bin? Nein, ich hätte Ihnen schon noch einige Zeit gewünscht, auch wenn ich es Ihnen von Herzen gönne, nun wieder mit dem "werten Gatten" vereint zu sein.

Eines muss ich aber noch loswerden, wir sprachen häufiger darüber.:

In der Eilenriede wird heute nicht mehr aufgeräumt, so wie Sie es vielleicht von damals kannten. Die Bäume liegen da heute einfach so rum, dürfen vermodern und Käfern und anderem Getier eine Heimat bieten.

Mir ist schon bewußt, dass Sie diese "Unordnung im Wald" wirklich gestört hat und es wäre in unseren Gesprächen immer wieder zu den uns eigenen, völlig unterschiedlichen "und grundsätzlich nicht zu diskutierenden" Ansichten gekommen.

Am Ende war es dann aber doch eher ein überaus amüsantes Zusammentreffen von Vergangenheit und Gegenwart, die den Wandel der Zeit und der Handlungen insgesamt ganz gut verdeutlicht. Wohl nicht nur im Wald!

So habe ich dann auch an Sie eine ganz persönliche Erinnerung, ganz ähnlich der, die Ihr Mann mir eingepflanzt hat.

Danke für die Zeit, die ich Sie begleiten durfte. Danke für die Gespräche und Ihre Geschichte, Danke für's betrachten der Fotoalben. Ich sehe Sie auf Ihrem Sofa sitzen, höre die Fragen und Erzählungen und werde Sie nicht vergessen. Versprochen!

Und ganz am Ende gehört mein Dank Ihrer Familie, die es ermöglicht hat, Sie ein wenig zu begleiten. Ich wünsche allen die Kraft, die kommende Zeit auch ohne ihre Mutter und Oma zu bewältigen. Am Ende wird die Erinnerung an eine ebenso liebenswerte wie liebe alte Dame stehen und bleiben.

In diesem Sinne: Grüßen Sie Ihren Jürgen, und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja wirklich noch einmal wieder. Wo auch immer...

Thomas Reineking